Februar 2017:
Ewas sehr trauriges passiert. Anstatt mit Aerosmith einen anständigen Head-Liner an Land zu ziehen, versagt das Management und muss mein geliebtes Rockavaria für Ende Mai absagen. Der Festivalstart scheint versaut und ich sehe den Sommer schon ohne meine Lieblingsbeschäftigung etwas langweiliger werden.
März 2017:
Eine Freundin fragt mich: „Wir gehen nach Belgien aufs Graspop. Rammstein hat gerade zugesagt und wir haben direkt Karten bestellt. Willst du auch mit?“ – „Graspop“? War das nicht das Festival wo die Crew ihre Tickets vor dem Einlass geklaut bekommen hat, vor Ort einen Sonnenstich bekamen und seit dem alle Belgier hassen? Ach egal – olle Kamellen. Also schnell Tickets und Tokens (die neue Währung vor Ort) bestellt und abwarten.
Mai 2017:
Das Rockavaria-Wochenende betrinke ich mich in Irland. Auch machbar.
Juni 2017:
Hüttenwochenende in Österreich. Vollgas und die Erkenntnis danach…am Mittwoch muss ich ja zum Festival nach fuckin Belgien fahren. Was tut man sich freiwillig alles an?!
Doch nun zum eigentlichen Festivalbericht….Zuerst Graspop – wer hat sich diesen bescheuerten Namen ausgedacht?! Er ist so bescheuert dass sich die Verantwortlichen nicht trauen, ihn rund um das Festival größer als 20pt auf Schilder zu drucken (und das wo Orte „Dessel“ heißen). Wir finden nach 8 Stunden Anreise trotzdem die Parkflächen und nach unsäglicher Plackerei mit Sackkarren in flirrender Hitze haben wir auch schon unser Lager aufgeschlagen. Sehr chaotisch fernab von irgendwelchen Wegen aber dafür wenigstens so abgelegen, dass man nicht eingestaubt wird oder sich zu viele Gäste ins Lager verirren. Hat auch seine gute Seiten. Unsere Truppe aus fast nur Schwaben ist bestens vorbereitet und so trinken wir tagelang sehr angenehm kühles Dosenbier aus Venlo, essen dekadent Mauldäschle in allen Zubereitungsformen und sitzen bequem im Schatten unter unserem Pavillon.
Interessant ist der Fakt, dass mir dieses Mal das erste Mal der starke Zuwachs an Powerbanks auffiel. Jeder schleppt inzwischen solche Dinger durch die Gegend und das sie einem beim Einlass nicht wegen der waffenfähigen Größe abgenommen werden, verwundert schon. Strom macht auch immer Musik und dank diverser Blauzahnboxen werden unsere Einweggrillaktionen auch immer angenehm beschallt. Neben den sehr sauberen sanitären Anlagen war es das auch schon an erwähnenswerten Zeltplatzgeschichten. Nimmt man den Fakt, dass wir uns jeden Morgen und Abend Anti-Hangover-Pulver wie Aronal und Elmex einflößen und vergleichsweise viel Schlafen, könnte man meinen das Festival wäre fast langweilig gewesen. Zum Glück gab es dort allerhand zu tun, ob Foodtruck-Market, Riesenrad, Boxautos, Metal-Disko oder Becher sammeln – für jeden war zu jeder Tageszeit etwas dabei.
Und ja: Becher sammeln. Aus Ermangelung an Mülleimern und Hartplastik-Pfandbechern wurde das ganze Gelände von Plastikbechern gesäumt. Für 20 Becher konnte man dann gegen Enten angeln Gadgets tauschen. Ein hirnrissiges System aber wir waren ja auch in Belgien zu Gast. Dass Englisch unter den Gästen Mangelbildung ist, haben wir dann spätestens beim Head-Liner Rammstein mitbekommen. Nach 1 1/2 Stunden gestammeltem Französisch durften wir mit unseren Stehnachbarn endlich was auf Deutsch gröhlen. Doch „Du ‚ast, du ‚ast mich gefragd“ ist doch sehr witzig anzuhören.
Bandtechnisch war des Festival natürlich eine Wucht und auch wenn ich auf Grund der frühen Abreise Sonntags nicht mehr alle Highlight sehen konnte, denke ich doch gerne an Rammstein, Deep Purple, Dee Snider, Devildriver, Alter Bridge und Alestorm zurück.
Trotz neuem Sänger haben auch Five Finger Death Punch nicht enttäuscht aber In Flames hatten so ein langsames Set am Start, dass ich leider ernsthaft überlege die Karten für die gemeinsame Tour nicht zu bestellen.
Trotzdem – der Trip nach Belgien hat sich gelohnt und ich bleibe meinem Motto treu: „Jedes Jahr ein neues Festival und jedes Jahr Summerbreeze.“ 🙂