Das Land der Khmer

…heißt Kambodscha und liegt eingekeilt zwischen Thailand im Westen, Laos im Norden und Vietnam im Osten. Das Land hat eine faszinierende Geschichte, die vor 1000 Jahren ein südostasiatisches Großreich umfasste, aber auch eine schreckliche Geschichte im 20. Jahrhundert, die das Land mit Krieg gegen die Kolonialmacht Frankreich. Krieg gegen Vietnam, Krieg für und gegen den Kommunismus sowie einem unbeschreiblichen Genozid überzog. Die Regierung der Khmer verkündet heute stolz, dass das Land unabhängig von fremden Mächten ist, allerdings greift der vietnamesische und vorallem chinesische Kapitalismus mit kommunistischer Prägung leider überall sichtbar um sich. Wenn sich einer der Einheimischen traut über Politik mit mir zu reden, ist viel Traurigkeit darüber zu hören, dass das Volk schlecht behandelt wird und die herrschende Elite sich maßlos bedient. Dieses System wird durch China und Vietnam, aber auch durch den Westen befeuert, indem groß investiert wird, lokale Khmer aber nur als billige Angestellte beschäftigt werden. Die Situation macht mich betroffen, ratlos und manchmal verwundert, wenn ich zB höre dass selbst das Nationalheiligtum Angkor Wat bis vor kurzem einen vietnamesischen Großinvestor reich gemacht hat anstatt dass die lokale Bevölkerung am Touristenstrom partizipiert.

Angkor Wat morgens um 8 Uhr.

Das vermutlich ärmste Land Südostasiens versuche ich dahingehend zu unterstützen, dass ich westliche und asiatische Ketten und Marken meide und meine US-Dollar und Rhiel bei den Einheimischen ausgebe.

Eine Mittelschicht gibt es nicht.

Es gelingt leider nicht immer und so zahle ich für die Ankor-Tempel 62$ Eintritt, wobei schnell klar wird, dass nur 20% des Geldes zum Erhalt der Anlage genutzt wird. Nichtdestotrotz ist die Tempelanlage sehr beeindruckend und als sich beim Sonnenaufgang die Siluette von Angkor Wat aus dem Morgenrot abzeichnet, freue ich mich, dass ich mich auf das Abenteuer Kambodscha eingelassen habe.

Der erste Eindruck war toll.

Siem Reap, die Stadt bei den Tempeln, hat sich in den letzten Jahren zu einem Touristenhotspot entwickelt. Es gibt alle Dinge des täglichen Bedarfs, Nachtmärkte, eine Khao-San-Road-ähnliche Pubstreet, Restaurants und eine Menge Hostels.

Street Food und Scooter-kompatible Stühle…

Unser Hostel bietet eine Tour an, den Tag drauf schließe ich mich aber mit 2 Kanadiern zusammen um ein TukTuk zu mieten. Für 5$ pro Nase fährt unser Fahrer uns den ganzen Tag rum und wartet auf uns bei jedem Tempel. Perfekt.

Chinesen! Überall Chinesen!

Die Tempelanlage selbst ist eigentlich gut gepflegt, auch wenn natürlich alle Kulturschätze bereits entwendet wurden. Die wichtigsten Bauwerke sind alle begehbar und die Baustile finde ich sehr abwechslungsreich. Sei es der Giganttempel Angkor Wat, der Gesichtertempel Angkor Thom oder Anlagen wie die Baray; jede Anlage ist einzigartig und ich fühle mich wie Lara Croft, Indiana Jones oder Nathan Drake wenn ich wieder mal vor einem wurzelüberwachsenen Tempeleingang stehe. Level completed.

Die kleineren Tempel sind nicht so überlaufen.
So sahs ungefähr bei der Wiederentdeckung aus.

Die Tage in Siem Reap vergehen angenehm schnell, was auch der netten Hostel-Gesellschaft zu verdanken ist. Wenn mal nicht alle in ihr Smartphone vertieft sind, kommt bei dem ein oder anderen Bier auch mal ein Gespräch auf. Viele machen auch ein Sabbatical und ich fühle mich gleich wohler (nicht wie in NZ wo alle arbeiten sind). Die Stadt hat neben den Tempeln auch eine Seide-Farm und ein War museum zu bieten. Beide Spots sind kambodschanisch einfach gestaltet, bieten aber einen kleinen Einblick in das Leben der Locals.

Hier wird noch von Hand gespinnt.

Nach 4 Nächten verlasse ich Siem Reap gen der Hauptstadt Phnom Penh ins Ungewisse. Von den Reisehinweisen etwas eingeschüchtert nehme ich den teuersten Bustransfer und das Hostel mit der besten Sicherheit. Zum Glück ist Phnom Penh inzwischen auch relativ touristisch, aber wenn man zB den Königspalast anschaut und „viel“ los ist, kann man immer noch entspannt den Smaragdbudda bestaunen.

Angeblich war viel los…

Die Stadt selbst ist hässlich und dreckig, die Menschen sind aber alle freundlich und da alles für 1-5$ zu haben ist, ist der Aufenthalt selbst auch vergleichsweise günstig.

Vorne Müll, hinten Fußball. Im Stadtzentrum…

Ich bin froh dass ich die Stadt nach 3 Nächten verlasse, denn die normalen Attraktionen sind eher unspektakulär im Vergleich zu Thailand und wenn die 2 größten Attraktionen das erschreckende S21-Gefängnis sowie die Killing fields der Roten Khmer sind, ist eigentlich alles gesagt.

Das TukTuk ist das bequemste und schnellste Verkehrsmittel.

Hier und da findet sich zwar noch das ein oder andere französische Kolonialgebäude, allerdings haben Kriege, das Pol-Pot-Regime und die generelle Armut deutliche Spuren hinterlassen.

Abends schaue ich mir Kultur an – sie lebt noch!

Ich erlaufe das Zentrum trotzdem in einem halben Tag und bevor ich in den Bus Richtung Vietnam steige, gönne ich mir nochmal für entspannte 2$ den schlechten Aquaman im ortsansässigen Cineplex. Kopf frei bekommen für die letzte längere Etappe meiner Reise…

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